Page 13 - Saarländisches Ärzteblatt, November-Ausgabe 2025
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AUS DER ÄR Z TEK AMMER / NACHRICHTEN                                                    Ä R
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                                                                                                                    TEK
      Krankschreibungen per Telefon und Video nicht ursächlich für Anstieg der
      Arbeitsunfähigkeitsfälle                                                                                      A MMER
      Zahl des Monats: 95 %



      Statistiken zur Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitsfälle (AU -
      Fälle) zeigen, dass es in den letzten Jahren, und insbesondere
      seit dem Jahr 2022, zu einem deutlichen Zuwachs an AU-
      Fällen gekommen ist. So lag die Anzahl an AU­Fällen bei den
      größten gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2021 je nach
      Krankenkasse  zwischen  95  und  149  Fällen  pro  100  Ver si­
      chertenjahren und im Jahr 2023 zwischen 181 und 225 Fällen
      pro 100 Versichertenjahren. Dies entspricht einem Anstieg
      von bis zu 95 Prozent. Parallel zu diesen Entwicklungen zeigt
      die jährlich vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales
      veröffentlichte Statistik zum Sozialbudget, dass sich die Aus­
      gaben für Entgeltfortzahlungen im Zeitraum von 2010 bis
     2023 auf 67,9 Milliarden Euro verdoppelt haben.         Foto: Adobe stock
      Die  Ursachen  dafür  sind  vielschichtig:  So  ist  zu  vermuten,
      dass neben dem gestiegenen Krankenstand auch die in den
      letzten Jahren gestiegenen Bruttoentgelte und der erfolgte
      Beschäftigungsaufbau eine maßgebliche Rolle für diese   die  Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung  per  Telefon  bzw.  per
      Entwicklung spielen. Von den großen Arbeitgeberverbänden   Videosprechstunde die maßgebliche Treiberin des gestiege-
      wird in diesem Zusammenhang allerdings insbesondere der  nen  Krankenstandes  in  Deutschland  ist.  Die  Auswertungen
      hohe Krankenstand problematisiert, dessen Ursache in der  deuten vielmehr darauf hin, dass die Bedeutung der telefoni-
      Einführung der telefonischen Arbeitsunfähigkeitsbe scheini-  schen  Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung  mit  einem Anteil
      gung  gesehen  wird.  Genährt  wird  diese  Hypothese  durch   von jährlich 0,8 bis 1,2 Prozent an allen Arbeitsunfähigkeits-
      den  in  den  letzten  Jahren  erfolgten  Marktzutritt  digitaler  bescheinigungen  für  die  Gesamtentwicklung  der  AU­Fälle
      Videodienstanbieter, die eine niedrigschwellige Möglichkeit   sehr  gering  ist,  und  dass  damit  der  ab  dem  Jahr  2021  zu
      der  Ausstellung  von  Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen  er -  beobachtende Anstieg des Krankenstandes nicht erklärt wer-
         l
      mög ichen.                                           den  kann.  Gleiches  gilt  für  die  Arbeitsunfähigkeitsbe schei-
                                                           nigung per Videosprechstunde, die mit einem jährlichen
      Erhöhte Erfassungsrate seit Einführung der eAU       Anteil  von  0,1  bis  0,4  Prozent  an  allen  Arbeits unfähig keits-
      sowie hohe Infektionswellen maßgeblich für           bescheinigungen noch geringer ausfällt.
      gestiegene Meldezahlen                               Wahrscheinlicher  ist,  dass  ein  Zusammenwirken  eines  post-
                                                           pandemisch höheren Infektionsgeschehens mit einer erhöh-
      Vor diesem Hintergrund hatte das Zentralinstitut für die kas-  ten Erfassungsrate von AU-Bescheinigungen seit der Ein-
      senärztliche Versorgung (Zi)  gemeinsam mit der BARMER vor  führung  der  elektronischen  Arbeitsunfähigkeitsbe scheinig-
      einigen  Wochen  eine  empirische  Analyse  der  möglichen   ung (eAU) zu einem Anstieg der AU-Raten seit dem Jahr 2021
      Ursachen für die stark angestiegene Zahl der Arbeitsunfähig-  geführt hat. So hat die Zi-Untersuchung gezeigt, dass 58
      keitsmeldungen vorgestellt Die Zi-Analyse auf Basis der  Prozent  der  zusätzlichen  AU­Fälle  des  Jahres  2022  und  41
      pseudonymisierten Arbeitsunfähigkeitsdaten und  der ver-  Pro zent  der  zusätzlichen  AU­Fälle  des  Jahres  2023  durch
      tragsärztlichen Abrechnungsdaten der BARMER für die Jahre   akute Infektionen der Atemwege sowie Corona-Infektionen
     2020  bis  2023  hat  keinerlei  Hinweise  dafür  gefunden,  dass  zu erklären sind.


      Austausch von elektronischen Heilberufsausweisen



     Ab  dem  1.  Januar  2026  dürfen  elektronische  Heilberufs aus­  handelt es sich dabei um eHBA der Anbieter D­Trust/Bun des­
      weise (eHBA) der Generation 2.0 aus Sicherheitsgründen  nicht   druckerei und DGN/medisign.
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      mehr eingesetzt werden, da diese nur den Verschlüsselungs-
      algorithmus RSA 2048-Bit verwenden. Davon ist eine große   Die  eHBA  der  Nachfolgegeneration  2.1  verfügen  zusätzlich
     Anzahl  der  derzeit  im  Umlauf  befindlichen  elektronischen   über den Verschlüsselungsalgorithmus ECC (Elliptic Curve
      Heilberufsausweise  betroffen.  Ein  Austausch  dieser  Karten   Cryptography), der ab 2026 den alten RSA-Algorithmus ablö-  13
      ist noch im Laufe dieses Jahres erforderlich. Im Wesentlichen   sen wird. Diese Verschlüsselung entspricht nicht nur dem

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