Page 16 - Saarländisches Ärzteblatt, November-Ausgabe 2025
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AUS WISSENSCHAF T UND FOR SCHUNG



           Neue Hinweise für Ursache von wiederkehrender

           Herzbeutelentzündung


           Eine  Entzündung  des  Herzbeutels  (Perikarditis)  ist,  früh  ent-
           deckt, gut zu behandeln. Bleibt sie jedoch unentdeckt, kann
           sie lebensbedrohlich sein. In einigen Fällen klingt sie ab und
           kehrt  nach  einigen  Monaten  wieder.  Wissenschaftlerinnen
           und Wissenschaftler aus Italien und Deutschland haben nun
           einen neuen Zusammenhang für eine solche rezidivierende
           Perikarditis entdeckt. Im Mittelpunkt steht dabei ein körper-
           eigener Stoff, der entzündungshemmende Vorgänge im Kör­
           per unterbindet.                                                                                       Foto: Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr

          „Wir haben im José­Carreras­Center in Homburg Proben von
          142 Patientinnen und Patienten mit Perikarditis aus der italie-
           nischen PERIPLO­Studie untersucht. Bei mehr als der Hälfte
           derjenigen, die eine aktive Perikarditis hatten, konnten Anti-
           körper  nachgewiesen  werden,  die  den  Antagonisten  des
           Interleukin-1-Rezeptors (IL-1Ra) blockieren“, berichtet Prof.   Prof. Dr. Lorenz Thurner
           Lorenz Thurner, Arbeitsgruppenleiter im Jose-Carreras-Cen-
           ter und leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I am   te darauf hin, dass die Antikörper nur vorübergehend auftre-
           Universitätsklinikum  des Saarlandes.  „Interleukin-1  ist ein   ten und mit aktiven Krankheitsschüben in Verbindung stehen.
           Be    standteil des Immunsystems, der Entzündungsreaktionen
           fördert,  mit  dem  der  Körper  auf  eindringende  Feinde  wie   Die Studie, die als Zusammenarbeit der Universität Mailand,
           Viren und Bakterien reagieren kann. Wird nun der Antagonist  der  Universität  Münster  und  der  Universität  und  dem
           dieses Interleukin-1 unterdrückt, stehen dem entzündungs-  Universitätsklinikum des Saarlandes entstanden ist, ist eine
           fördernden Botenstoff buchstäblich alle Türen offen“, erklärt  vielversprechende  Grundlage  für  weitere  Forschungen,  um
           PD Christoph Kessel von der Universität Münster. „Denn   die Rolle des IL-1Ra-Antikörpers genauer zu beleuchten und
           indem der betreffende Antikörper die natürliche Balance zwi-  so möglicherweise neue therapeutische Ansätze gegen die
           schen Entzündungsreaktion und deren Hemmung stört, för-  Krankheit zu finden.
           dert er auf diese Weise eine erneut auftretende Perikarditis.“
           Wichtig  ist  ebenfalls,  dass  die  Forscher  im  Rahmen  der  Originalpublikation:
           PERIPLO-Studie einige Patienten auch über einen längeren   Wu MA, Kessel C, Fadle N, et al. IL­1 Receptor Antagonist
           Zeitraum  beobachten  konnten.  „Dabei  konnten  wir  sowohl   Antibodies in Idiopathic Recurrent Pericarditis. JAMA Netw
           den Krankheitsverlauf als auch den Antikörperstatus verfol-  Open. 2025;8(10):e2536691. doi:10.1001/jamanetworkopen.
           gen“,  so  Dr.  Maddalena  Alessandra  Wu,  Studienleiterin  der  2025.36691
           PERIPLO-Studie von der Universität Mailand. „Dabei stellten
           wir  fest,  dass  die  Antikörper  verschwanden,  wenn  die  Ent-  Korrespondenzadresse:
           zün dung abgeklungen ist und sich die entzündungshemmen-  Prof. Dr. Lorenz Thurner
           den Abwehrmechanismen der Patienten erholten.“ Dies deu-  E-Mail: lorenz.thurner@uks.eu



           Zi-Wissenschaftspreis „Regionalisierte
           Versorgungsforschung 2026“



           Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi)   tigen, die die gesundheitliche Versorgung verbessern können
                                                             l
           schreibt  zum  14.  Mal  den  Zi­Wissenschaftspreis  „Regiona i­  und die sich aus Ergebnissen regionalisierter Versorgungsfor-
           sierte Versorgungsforschung“ aus. Der Preis würdigt eine   schung ergeben. Ein unmittelbarer Bezug zu Deutschland
           herausragende  wissenschaftliche  Arbeit  zur  Erforschung   muss klar erkennbar sein. Die Auszeichnung ist mit insge-
           regionaler  Unterschiede  in  der  Gesundheitsversorgung   samt 5.000 Euro dotiert, die Einreichungsfrist endet am 15.
                  l
           Deutsch ands,  die  in  den  Jahren  2023  bis  2026  entstanden   April  2026.  Bewerberinnen  und  Bewerber  werden  gebeten,
   16      sind bzw.  entstehen. Darunter  fallen  ausdrücklich auch Ar -  ihre  Unterlagen  ausschließlich  per  Mail  an  wissenschafts-
           bei ten, die sich mit der Umsetzung von Maßnahmen beschäf-  preis@zi.de einzureichen.

           Saarländisches Ärzteblatt     Ausgabe 11/2025
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