Page 22 - Saarländisches Ärzteblatt, November-Ausgabe 2025
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FOR TBILDUNG  Eingeschlossen  wurden  Patientinnen  mit  Karzinomen  des   nation  der  Wirkstoffe  Carboplatin  und  Paclitaxel  bei  Patien­
                             ÄR Z TLICHE FORTBILDUNG






                                                                tinnen mit  Endometriumkarzinom (QI 9 der S3-Leitlinie)
           Ovars, der Tuba uterina (C57.0) und der uterinen Adnexe (C57.4)
                                                           der
                            Morphologie
           mit
                epithelialer
                                         (Morphologiecodes
                                                                resek tionen bei Patientinnen mit fortgeschrittenen Ovarial-
           ICD­O­3:  8010–8570  (Deutsches  Institut  für  Medizinische    sowie  die  Häufigkeit  makroskopisch  vollständiger  Tumor­
           Dokumentation und Information, 2014; Bundesinstitut für  karzinomen (QI 4 der S3-Leitlinie) weisen darauf hin, dass
           Arzneimittel und Medizinprodukte, 2020)), die mindestens im   diese im Saarland durchgeführten Behandlungen in großem
           UICC-Stadium IIB lagen oder wo bereits andere Beckengewebe   Umfang leitlinienkonform erfolgen. Die präsentierten alters-
           als Ovarien, Tuben oder Adnexen (pT ≥ 2b) oder retroperito-  stratifizierten  Ergebnisse  verdeutlichen  weiterhin,  dass  bei
           nealen  Lymphknoten  vom  Tumor  befallen  waren.  Berück- Therapieplanung und -durchführung patientenindividuellen
           sichtigt wurden ausschließlich Patientinnen mit Salpingo-  Faktoren berücksichtigt werden. Weiterhin veranschaulichen
           ovariektomie  oder  Hysterektomie  ohne  vorherige  Chemo­  die Ergebnisse, dass mit den Daten der Krebsregister die
           therapie.                                            Leistungsfähigkeit als auch die Qualität der onkologischen
                                                                Versorgung abgebildet werden können.
           Diskussion und Schlussfolgerung
                                                                Die  Analyse  der  Daten hat weiterhin  gezeigt,  dass  die  Erhe-
           Im  Fokus  der  gemeinsam  mit  Gynäkologinnen  und  Gynä­  bung  von  Daten  zu  durchgeführten  Tumor­  oder  Fallkon fe­
           kologen  aus  der  stationären  und  ambulanten  Versorgung   renzen zur Planung der Behandlung in der Vergangenheit
           durchgeführten  QK  standen  Fragen  zur  onkologischen  Ver­  nicht immer vollzählig erfolgt ist. Die Deutsche Krebsges-
           sorgung von bösartigen Tumoren der Unterleibsorgane in   ellschaft  setzt  beispielsweise  für  zertifizierte  Organ­  oder
           der weiblichen Bevölkerung sowie zum Überleben der  onkologische Zentren voraus, dass mindestens 90 % aller
           Patientinnen bis fünf Jahre nach Diagnose. Der in diesem   Patientinnen und Patienten in einer interdisziplinären Tumor-
           Beitrag  präsentierte  Querschnitt  aus  präsentierten  Aus wer-  konferenz vorgestellt werden, damit individuelle Therapie-
           tungen der QK bietet darüber hinaus einen Einblick in die   optionen  besprochen  werden  können  (Deutsche  Krebsge-
           Möglichkeiten der Datennutzung des Krebsregisters Saarland   sellschaft, 2025). Diese Häufigkeiten berichten klinisch tätige
           für deskriptive Analysen des Versorgungsgeschehens im   Ärztinnen und Ärzte für ihre Patientinnen und Patienten
           Saarland.  Die  Ergebnisse  tragen  zur  kontinuierlichen  Über-  ebenfalls. Teilweise beobachtete Differenzen von bis zu 40%
           prüfung  und  Sicherung  der  Versorgungsqualität  bei  Krebs­  (Daten in Publikation nicht gezeigt) für einzelne Patientin-
           erkrankungen im Saarland bei.                        nengruppen dürften daher rühren, dass in der Vergangen-
                                                                heit  Informationen  zu  durchgeführten  Tumorkonferenzen
           Mittels  des  im  Krebsregister  Saarland  entwickelten  Dash-  nicht  in  Form  eigenständiger  und  vergüteter  Meldungen
           boards können deskriptive Auswertungen zur Häufigkeit von   übermittelt  werden  konnten.  Eine  Weiterentwicklung  des
           Tumorerkrankungen und klinisch relevanten Subgruppen   oBDS  sowie  der  Systematik  der  Meldeanlässe  kann  helfen,
           sowie  angewendeter  und  gemeldeter  spezifischer  Behand­  bestehende Erfassungslücken zu schließen und die Nutz bar-
           lungsverfahren durchgeführt und im Rahmen einer in Prä-  keit  der  Daten  zu  durchgeführten  Tumor­  oder  Fallkonfe­
           senz oder online durchgeführten Veranstaltung ad hoc aus-  renzen zu steigern.
           gewertet und erörtert werden.
                                                                Das  Krebsregister  Saarland  versteht  sich  als  Partner  für
           Grundlage für die Analysen sind die im Rahmen der gesetzli-  Leistungserbringer  in  der  stationären  und  ambulanten
           chen  Mitwirkungspflicht  übermittelten  Informationen  zu   Versorgung  in  der  Onkologie  mit  dem  klaren  Anspruch,  die
           Tumorerkrankungen, deren Behandlung und Verlauf an das   erfassten  Daten  fortlaufend  für  ein  Monitoring und  die
           Saarländische Krebsregister. Entsprechend stehen bei Dis-  Sicherung der Qualität der onkologischen Versorgung zu nut-
           kussion  der Ergebnisse immer  auch  Auswirkungen mögli-  zen und Daten und Ergebnisse bereitzustellen, die für die kli-
           cherweise noch bestehenden Erhebungs- und resultierenden   nische Praxis relevant sind. Die Bereitstellung von Daten und
           Datenlücken  im  Fokus.  Ergeben  sich  Hinweise  auf  mögliche   Ergebnissen wird fortlaufend ausgebaut – erstmalig wurden
           Datenlücken, so müssen diese in Folge spezifisch analysiert   in  der  in  diesem  Beitrag  vorgestellten  regionalen  QK  Zeit-
           und ggf. erforderliche Schritte zur Verbesserung der Daten-  reihenanalysen zur Häufigkeit eingesetzter Wirkstoffe in der
           erhebung eingeleitet werden.                         medikamentösen Behandlung dargestellt und diskutiert. Ent-
                                                                sprechend  können  mit  den  Krebsregisterdaten  zukünftig
           Die Analysen der Krebsregisterdaten zur Häufigkeit durchge-  Einsatz und Umfang therapeutischer Innovationen, wie bspw.
           führter tumorspezifischer Therapien und zum bevölkerungs-  der Einsatz von Immuncheckpointinhibitoren bei Zervix­ und
           weiten Erfüllungsgrad von QIs der Leitlinien geben Hinweise   Corpus uteri-Karzinomen in der Bevölkerung frühzeitig mess-
           darauf, ob eine den medizinischen Leitlinien entsprechende   bar gemacht werden.
           Versorgung in der Bevölkerung stattfindet. Der beobachtete
           hohe  Anteil durchgeführter Cisplatin-haltiger Radiochemo-  Korrespondenzadresse: Natalie Rath
   22      therapien bei Patientinnen mit Zervixkarzinom (QI 5 der S3­  n.rath@soziales.saarland.de
           Leitlinie), der breite Einsatz von Chemotherapien mit Kom bi-  https://krebsregister.saarland.de

           Saarländisches Ärzteblatt     Ausgabe 11/2025
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