Page 24 - Saarländisches Ärzteblatt, November-Ausgabe 2025
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FOR TBILDUNG ÄR Z TLICHE FORTBILDUNG
deutliche Dichteanhebung in den subduralen Ansammlungen
bds. erkennbar im Sinne von Kontrastmittelauschwitzungen,
als möglicher Hinweis auf entzündliche Veränderungen der
Dura und der Membaranen mit erhöhter Durchlässigkeit der
Kapillaren als Ursache der Subduralhämatome. Die Hämatome
bildeten sich im Verlauf zurück.
Casus 2: Symptomatisches Subduralhämatom acute
on chronic und Z.n. OP: Embolisation bei zwingender
oraler Antikoagulation
Die 54-jährige Patientin stellte sich in unserer Notfallaufnahme
Abbildung 1: Progredientes Subduralhämatom. a) MRT des Schädels mit seit 3 Tagen bestehenden Kopfschmerzen und Nacken-
(coronares FLAIR-Bild) 4 Wochen vor Aufnahme. Flache subdurale schmerzen vor. Ferner fand sich eine Wesensveränderung und
Flüssigkeitsansammlungen im Sinne von beidseitigen Subdural häma- eine Anisokorie rechts > links. Die Patientin bot eine minimale
tomen. b) MRT Kontrolle am Vortag vor Aufnahme mit deutlichem Pronation des linken Arms im Armvorhalteversuch und eine
Progress beidseits rechts mehr als links (Pfeile). c ) Natives CCT am
Aufnahmetag mit Bestätigung der beidseitigen chronischen Subdural- leichte Aphasie (Linkshänderin). Es bestand eine dringliche In-
hämatome. Frische Einblutungen sind nicht erkennbar. d) In der CCT dikation zur Weiterführung der bestehenden Macumareinnah-
Kontrolle post interventionem findet sich kein Grössenprogress, aber me (mehrfache schwere Lungenembolien, auch unter NOAK
eine deutlich hyperdensere Darstellung der subduralen Flüssigkeits- Gabe). Das CCT (Abbildung 2a) und b)) zeigte ein beidseitiges
ansammlungen passend zu Kontrastmittelausschwitzungen in den chronisches Subduralhämatom mit hyperdensen frischen Ein-
Subduralraum.
blutungen (acute on chronic). Es erfolgte die neurochirugische
Entlastung mittels Bohrlochtrepanation auf der rechten Seite,
gern kann . Die arterielle Versorgung der Dura mater erfolgt wodurch das dortige Subduralhämatom fast vollständig entlas-
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überwiegend aus dem Arteria carotis externa – Stromgebiet tet werden konnte (Abbildung 2 c)). Um die dringlichst indizier-
über die Arteria meningea media, dem ersten Seitenast der Ar- te orale Antikoagulation sicher zeitnah weiterführen zu können,
teria maxillaris. Die Arteria menigea media ist relativ gut einer wurde anschließend beidseits die Arteria menigea media em-
Sondierung mittels Mikrokatheter zugänglich und kann sehr bolisiert (Abbildung 3). Auf der rechten Seite zeigte sich dabei
risikoarm embolisiert werden . eine Kollaterale vom Ramus anterior hin zur Arteria ophthalmi-
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ca. Um eine Fehlembolisation zu vermeiden, wurde diese Kolla-
An einigen Fallbeispielen sollen aktuelle Indikationen und die terale vorab mit Coils verschlossen (Abbildung 3 b) und c)). Im
Durchführung der Embolisation der Arteria menigea media Verlauf ist es rechts zu keinem Rezidiv gekommen und links hat
(middle meningeal artery embolization, MMA-Embolisation) er- sich das Subduralhämatom nach 2 Wochen nahezu vollständig
läutert werden. resorbiert (Abbildung 2d).
Fallbeschreibungen Casus 3: Rezidivhämatom nach OP. Embolisation zur
Prophylaxe eines erneuten Rezidives und zur Vermeidung
Casus 1: Rasch progredientes chronisches Subdural einer weiteren OP
hämatom: Embolisation zur Vermeidung eines weiteren
Wachstums und einer OP Die 74-jährige Patientin kam mit Kribbelparästhesien der lin-
ken Körperseite zur Aufnahme. In der neurologischen Untersu-
Die 80-jährigen Patientin wurde eingewiesen auf Grund von in chung fand sich eine latente Hemiparese links. Anamestisch
der MRT nachgewiesenen, rasch progredienten Subduralhä- war vor 4 Wochen ein leichter Kopfanprall zu eruieren. In der
matomen bds. Vier Wochen vor Aufnahme wurden auswärts nativen CCT fand sich ein beidseitiges chronisches Subduralhä-
eine MRT des Schädels zur Verlaufskontrolle bei inzidentellem matom (Abbildung 4). Rechts erfolgte eine Bohrlochtrepanati-
Aneurysma angefertigt mit Nachweis schmaler Subduralhäm- on mit Drainageneinlage. Im Verlauf kam es erneut zu einer
tome beidseits (Abbildung 1a). In der KontrollMRT vier Wo- Zunahme des Subduralhämatoms rechts, so dass die Indikati-
chen später war ein deutlicher Progress bds. erkennbar (Abbil- on zur Embolisation der Arteria menigea media beidseits ge-
dung 1b), was zur direkten Einweisung führte. Ein Trauma oder stellt wurde (Abbildung 5). Rechts erfolgte die Embolisation mit
eine Antithrombotische Therapie/Antikoagulation wurden ver- Glubran. Linksseitig zeigte sich bei der supraseletiven Kontrast-
neint. Bei einer Breite der Subduralhämatome von bis zu gut mittelgabe vor Embolisation in einem weit peripheren Sei-
10mm, raschem Progress aber aktuell noch geringen Raums- tenast ein kleiner früher Kontrastmittelübertritt nach venös
forderungszeichen und derzeit noch fehlender neurologischer und auch nach subdural (Abbildung 5f). In diesem Bereich
Symptomatik erfolgte die MMA-Embolisation bds., um ein wei- erfolgte bei guter wedgePosition die Embolisation mit Onyx,
24 teres Wachstum und damit eine Operation zu vermeiden. In wodurch auch das aufnehmende und abführende Gefäss im
der nativen CCT nach der Intervention (Abbildung 1d) war eine Bereich des Kontrastmittelübertritts mit okkludiert werden
Saarländisches Ärzteblatt Ausgabe 11/2025

