Page 26 - Saarländisches Ärzteblatt, November-Ausgabe 2025
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FOR TBILDUNG  nach bereits erfolgter OP findet sich ein dann ca. doppelt so  Auch wenn in einer weiter alternden Gesellschaft und bei einer
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           hohes Risiko für ein weiteres Rezidiv, so dass gerade Patienten  zunehmenden Einnahme von blutverdünnenden Medikamen-
           mit einem sich erneut entwickelndem Rezidiv/ einem erneuten
                                                                men und insbesondere auch Rezidiven zu erwarten ist, so kann
           Progress nach OP von einer interventionellen Behandlung pro-  ten einer weitere Zunahme der Anzahl an Subduralhämato-
           fitieren  dürften  (Casus  3)   2,13 .  Ein  sich  entwickelndes  Rezidiv   eine Empfehlung zur einer generellen Embolisation bei allen
           wird oft erst in den weiteren Kontroll-Untersuchungen wenige   Patienten, die ein chronisches Subduralhämatom haben oder
           Wochen nach der OP festgestellt, so dass in diesen Fällen die   eine neurochirurgische Entlastung erhalten haben, den bishe-
           MMA-Embolisation in der Regel erst etwas zeitversetzt bzw.  rigen Studien nicht entnommen werden  .
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           zweitzeitig nach der OP durchgeführt wird. Eine Embolisation
           erfolgt ggf. aber auch direkt perioperativ im Rahmen einer ers-  Als Embolisate kamen zunächst Partikel, ggf in Kombination
           ten  OP,  wenn  das  Subduralhämatom  unter  Antikoagulation   mit einem Coiling zum Einsatz  7,16  . Heute kommen zunehmend
           oder Antithrombotischer Therapie entstanden ist und eine un-  Flüssigembolisate wie Onyx oder Squid, oder aber auch Gewe-
           verzügliche weitere blutverdünnende Medikation dringlich er-  bekleber  wie  z.B.  Glubran,  Histoacryl  oder  Magic  glue  in  Be-
           forderlich ist (Casus 2). Bei einer solchen perioperativen Embo-  tracht  6,16,17 . Die Wahl des Embolisates hängt von den Flussei-
           lisation kann diese auch unmittelbar vor oder direkt nach der  genschafen im sondierten Gefäss (ausreichend antegrader
           OP und dann im Rahmen einer gemeinsamen Narkose durch-  Fluss oder gar rückwärtsgerichteter Fluss bei vorgeschaltetem
           geführt werden.                                      Gefässpasmus durch den (Führ­)Katheter etc) ab, und ob eine
                                                                wedge-Position des Mikrokatheters erreicht werden konnte.
           Die Effizienz einer MMA­Embolisation sowohl vor oder nach ei- Ziel ist eine gute Durchdringung des Embolisates bis in das pe-
           ner neurochirurgischen OP, als auch zur Vermeidung einer OP,  riphere Gefäßbett, um eine möglichst umfängliche Devaskula-
           konnte derweil in 3 grossen hochrangig publizierten Studien   risation zu erreichen, da Kollateralzuflüsse bestehen können,
           (NEJM) untermauert werden und hat zu einer lebhaften positi-  welche die Versorgung aufrechterhalten können. Oft müssen
           ven Diskussion geführt  8-11,14,15 . Wichtig ist festzuhalten, dass die   dafür  beide  Hauptäste  der  Arterie  menigea  media  (Ramus
           Embolisation  insgesamt  risikoärmer  ist  als  eine  OP  .  Daher   anterior und Ramus posterior) sondiert und embolisiert wer-
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           wird  Sie heute auch primär zur Vermeidung einer zukünftigen   den  6,16 .
           OP (und insbesondere bei Patienten mit erhöhtem OP Risiko)
           eingesetzt   11,12 . Bei einer akuten Symptomatik und bei einem   Besondere Obacht muss dabei den Kollateralen insbesondere
           relevant  raumfordernden  Effekt  des  Subduralhämatom  ist  zu Arteria ophthalmica, aber ggf. auch zu anderen, zwar selte-
           aber weiterhin die zunächst operative Entlastung erforderlich.   nen, aber dann hoch relevanten Kollateralen (z.B. nach verte-


































           Abbildung 4: Chronisches, zum Teil septiertes, raumforderndes  Subduralhämatom bds., native CCTs. Bei rechthemispheraler Symptomatik wurde
           das rechtsseitige Subduralhämatom entlastet (b). Das Hämatom bildete sich bei Drainageneinlage nur langsam zurück  In den weiteren  Kontrollen
   26      dann wieder zunehmende subdurale Flüssigkeit ( c)). Nach der Embolisation bds. (d), Knochenfenster) lässt sich das Embolisat gut abgrenzen. Im
           Bereich des Kontrastmittelübertrittes nach subdural während der supraselektiven Angiographie (siehe Abbildung 5) ist ein grössere Onyxauskleidung
           zu erkennen (d, weisser Pfeilkopf). In der weitern Kontrolle nach einem Monat (e)) haben sich beide Subduralhämatome vollständig resorbiert.

           Saarländisches Ärzteblatt     Ausgabe 11/2025
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